Monika Münch




Pyrrhus und Cyneas
Der Freund von König Pyrrhus von Epirus, Cyneas, fragte Pyrrhus: "Herr, wenn ihr Rom erobert habt, was werdet ihr als nächstes tun?" - Pyrrhus antwortete: "Sizilien liegt in der Nähe und wird leicht zu erobern sein." - "Und nach Sizilien, was wollt ihr dann tun?" fragte Cyneas. - "Dann gehen wir nach Afrika und plündern Karthago." - "Und nach Karthago, Herr?" - "Griechenland." - Cyneas erkundigte sich: "Und was erwartet ihr als Belohnung für all eure Siege?" - "Dann", sagte Pyrrhus, "setzen wir uns nieder und machen uns ein schönes Leben." - Worauf Cyneas vorschlug: "Können wir uns nicht jetzt schon ein schönes Leben machen?"

Die Reise nach Sachsen
In Böhmen war eine große Arbeitslosigkeit ausgebrochen. Viele Menschen mussten auswandern und woanders nach ihrem Glück suchen. Unter ihnen war ein junger Mann, der sich auf die Reise nach Sachsen machte, um dort eine neue Anstellung zu finden. Er verließ Böhmen zum ersten Mal und fühlte sich unsicher. Auf halbem Wege nach Sachsen begegnete er einem fahrenden Musikanten und fragte ihn: "Sag mal, kannst Du mir sagen, wie die Leute in Sachsen sind?"
Der Musikant fragte zurück: "Wie sind denn die Leute in Böhmen?"
Der Mann antwortete: "Ach, leider ziemlich unsympathisch und hinterlistig."
"Tja, leider - so sind auch die Leute in Sachsen."
Betrübt wanderte der Mann weiter.
Ein anderer Reisender begegnete wenig später demselben Musikanten.
Auch dieser Reisende fragte: "Kannst Du mir sagen, wie die Leute in Sachsen sind?"
Der Musikant fragte zurück: "Wie sind denn die Leute in Böhmen?"
Aber dieser Reisende antwortete: "Oh, eigentlich ziemlich freundlich, sogar liebenswert."
"Da hast du Glück: Genau so sind auch die Leute in Sachsen."
Und der Reisende setzte heiter seinen Weg fort.

Moribundus
In einem österreichischen Landeskrankenhaus liegt ein schwerkranker Mann im Sterben. Die Ärzte haben ihm wahrheitsgemäß mitgeteilt, dass sie seine Krankheit nicht diagnostizieren können, ihm aber wahrscheinlich helfen könnten, wenn sie die Diagnose wüßten. Sie haben ihm ferner gesagt, dass ein berühmter Diagnostiker das Spital in den nächsten Tagen besuchen und vielleicht imstande sein wird, die Krankheit zu erkennen.
Ein paar Tage später kommt der Spezialist wirklich an und macht seine Runde. Am Bett des Kranken angekommen, wirft er nur einen flüchtigen Blick auf ihn, murmelt "moribundus" und geht weiter.
Einige Jahre später sucht der Mann den Spezialisten auf und sagt ihm: "Ich wollte Ihnen schon längst für Ihre Diagnose danken. Die Ärzte sagten mir, dass ich Aussicht hätte, mit dem Leben davonzukommen, wenn Sie meine Krankheit diagnostizieren könnten, und in dem Augenblick, da Sie "moribundus" sagten, wusste ich, dass ich es schaffen werde."

Fastenurlaub
Gewöhnlich freuen wir uns auf eine Reise. Sie ist der Lohn. Doch manchmal ist es angezeigt, dass wir uns bestrafen - und zwar bevor das Schicksal es tut. So buchen wir eine Fastenreise. Eine vieltägige Entschlackungs-, Entgiftungs- und karmische Reinigungskur. Egal, ob wir uns für Mayr, Schnitzer, Bruker, Buchinger oder für vedische Abkochungen entscheiden, ein Vergnügen wird es auf keinen Fall.
Gefasst und tapfer betreten wir das Fastenhotel. Das Personal lächelt schief; es hält uns für falsch ernährt. Helles Holz und handgewebte Naturstoffe sollen uns aufheitern. Doch an den schwermütig herumschlurfenden Gästen und ihren Wärmflaschen erkennen wir: Es wird ernst. Tatsächlich bekommen wir ein niederschmetterndes Programm überreicht. Worte wie "Leberwickel" und "Reisschleim" verheißen nichts Gutes. Schweigen wir vom "Irrigator", der "an der Rezeption auch als Reise-Set erhältlich" ist.
Wir treten auf den Balkon und sehen in neblige Wipfel. Ein Eichhörnchen schaut aus der Freiheit herüber. Unbeschwertes Geschöpf! Du sammelst pro Woche genügend Nüsse für anderhalb Gläser Nutella! Das müssen wir jetzt vergessen.
Wir schauen uns im Haus um. Sind die Leute, denen wir hier begegnen, eigentlich alle älter als wir? Oder sehen sie nur so aus, weil sie schon ein paar Tage länger da sind? Während im so genannte Speisesaal Gemüsebrühe ausgeschenkt wird, kreist das Gespräch um Verdünnungen, Pulsdiagnosen und den vorbildlichen Lebensweg des Fastenarztes. Abends hält er lebenspraktische Vorträge. Falls wir Ayurveda gebucht haben, finden wir dabei heraus, ob wir Vata, Kapha oder Pitta sind, und erfahren, dass die indische Bevölkerung traditionell auf Panchakarma-Kuren schwört. Komisch, dass diese Bevölkerung eine derartig niedrige Lebenserwartung hat.
Oder ist das ein gutes Zeichen? Wir lernen ja bald, unser herkömmliches Vorurteil zu revidieren. Die enervierende Schlaflosigkeit ist ein Beleg unserer innewohnende Energie! Ohrensausen, Schwindelanfälle, Magenkrämpfe, rasende Kopfschmerzen sind ermutigende Indizien! Nur für den schlingernden Kreislauf sollen wir etwas tun. Bei Regen Sonnengruß, Kobra und Pflug. Bei Trockenheit geht es hinaus auf Kieswege und Waldpfade, zunächst in kleinen Leidensgemeinschaften. Vom dritten Tag an in philosophischer Einsamkeit, denn es riecht seltsam; entweder aus unseren oder aus den andern Poren. Beliebte Ziele sind das Brunnenhäuschen, die Jahrhundert-Eiche und das denkmalgeschützte Wasserrad. Unserer schwindenden Hirnsubstanz reicht das als Anregung.
Im übrigen merken wir, dass es keinen Sinn hat, Tabus aufrecht zu erhalten. Gewöhnlich verschwiegene körperliche Vorgänge sind vom vierten Tag an bevorzugtes Tischgespräch. Jeder weiß jetzt, wie dünnflüssig der andere inzwischen ist. Man spricht sich Mut zu und wartet auf die berühmte Fasten-Euphorie. Irgendwann soll der Körper, im Glauben es gehe zu Ende, aufmunternde Halluzinogene ausschütten.
Wir telefonieren nach Hause und empfehlen den feige Daheimgebliebenen, morgens mit Sonnenblumenöl zu gurgeln. Dazu haben sie keine Lust. Sie bewundern uns lieber mit durchschaubarer Heuchelei. Wir ziehen uns in den "Raum der Stille" zurück und zweifeln meditativ am Sinn des Lebens. Aber irgendwann schließt sich der Zyklus der abendlichen Vorträge wieder bei "Ursachen von Gesundheit und Krankheit". Und das bedeutet: Es ist Zeit abzufasten.
Wir bekommen einen Zettel überreicht mit dem Leitwort "Jeder Dumme kann fasten, aber nur ein Weiser kann das Fasten richtig brechen". Und grüßen den erhaben auf dem Frühstücksteller ruhenden Apfel. Während wir jeden mürben Bissen zwanzigmal kauen, rechnen wir durch, was wir hier pro Tag bezahlt haben und was wir eigentlich dafür bekommen haben. Und wir können nicht mal heimlich was mitgehen lassen, nur Knäckebrot.
So kaufen wir den Reise-Irrigator inklusive Vorratspackung Glaubersalz als Mitbringsel und versprechen dem Fastenarzt, unsere Ernährung fortan nach seinen Richtlinien umzustellen. Als bemitleideter Held kehren wir heim. Der Doktor hat behauptet, wir seien jetzt zehn Jahre jünger. Niemand bemerkt es. Um unsere gewandelte Einstellung öffentlich zu bekennen, kaufen wir Gemüsebrühwürfel, Sprossensamen und Aloe Vera Gel. Hoffentlich ist das alles lange haltbar.
Denn eigentlich sind wir inzwischen genug gestraft. Haben wir nicht sogar im voraus gebüßt? Aber ja! Nach dieser Reise dürfen wir, müssen wir sündigen! Enthusiastisch rufen wir unser Lieblingsrestaurant an. Düstere Stille. Es hat inzwischen pleite gemacht.


Im Tempel der Erleuchtung
Es war zur Zeit des edlen Königs Artus, dass im Lande des Grals ein Tempel stand, der war innen mit tausend Spiegeln verkleidet. Nur Vertraute des Königs durften ihn betreten. Doch eines Tages gelang es dem Lieblingshund des Königs, unbeobachtet durch die Tür zu schlüpfen. Niemand sonst war im Tempel. Der Hund war allein. Allein mit tausend Spiegelbildern. Mit tausend anderen Hunden. Denn ein Hund weiß nicht, was ein Spiegel ist. Heute nicht, und damals erst recht nicht. Und so glaubte sich der Hund des Königs von tausend Gefährten umgeben. Das fand er lustig, und er begann zu lächeln. Und siehe da, all die tausend anderen Hunde lächelten ebenfalls! Das ermutigte ihn, und er begann vor Freude mit dem Schwanz zu wedeln. Und, oh, was für ein Wunder! Die tausend Hunde wedelten im selben Moment mit dem Schwanz! Sie freuten sich ebenfalls! Da wurde der Hund des Königs Artus immer fröhlicher. Er begann zu spielen, und die anderen Hunde spielten auch. Er sprang ausgelassen im Kreis umher, die anderen Hunde taten es ebenfalls! Was für ein Spiel! Und was für ein Glück ist es, dachte er, so freundlich sein! Erst am Abend merkte er, dass er nichts gefressen hatte. Er fühlte sich schwach. Und nun erst fiel ihm auf, dass auch die anderen Hunde nichts zu fressen hatten. Er sah weder Fleisch noch Knochen im Tempel. Er bekam Angst. Er wurde schwach. Und die tausend anderen Hunde wurden ebenso schwach. Sie krochen nur noch - wie er! Wer hätte auch all diese Tiere ernähren können?! Mit schwindender Kraft schleppte er sich zur Tür. Er hob noch die Pfote, die anderen taten es gleichfalls. Doch öffnen konnte die Tür keiner mehr. Am anderen Morgen fanden die Tempelwärter den Hund leblos. Zum Glück reichte es, nur ihn aus dem Gebäude zu schleifen; die anderen tausend verschwanden gleichzeitig.
Nicht lange danach gelang es einem anderen Hund, durch die Tür zu schlüpfen. Es war der knurrige Köter des bösen Herzogs Mordred. Kaum war er in den Tempel gelangt, begann er zu knurren. Nicht ohne Grund - denn er sah sich plötzlich von tausend fremden Hunden umgeben! Gut, dass er knurrte! Denn im selben Moment, als er den Kopf duckte, taten sie dasselbe. Auch sie stellten ihre Nackenhaare hoch. Auch sie schienen zu knurren! Allerdings taten sie es entschieden leiser als er. Er jedenfalls hörte nur sein eigenes Knurren. Das ermutigte ihn. Er fletschte die Zähne. Im selben Moment fletschten schon die tausend feindlichen Hunde die Zähne! Er bellte wütend. Die tausend anderen rissen das Maul auf. Sie schienen bellen zu wollen, ja, sie taten es wohl - aber kein Ton war zu hören, nicht das leiseste Röcheln! Das ermutigte ihn noch mehr. Er bellte lauter, so dass es von den verspiegelten Wänden zurückschallte. Noch lauter, so dass die Spiegel zitterten. Für ihn sah es aus, als zitterten die Hunde vor Furcht. Und das gab ihm Kraft. Noch lauter bellte er, er kläffte, belferte, heulte - und da pötzlich ging ein Riss durch die Spiegel. Und noch einer - da! - und nun, bei seinem lautesten Bellen, zersprangen sie! Und schepperten zerklirrten sie zu Scherben.
Vollkommene Ruhe. Verschwunden der Spuk. Kein feindlicher Hund war mehr zu sehen. Alle hatten sich davongemacht. Nur er, der heldenhafte Hund des bösen Königs Mordred, hatte Stand gehalten. Und nun - was sah er dort schimmern - dort in den Räumen, die sich hinter den Spiegeln geöffnet hatten?! Er schlich näher heran. Das waren herrliche Schätze! Funkelnde Edelsteine! Juwelen! Gold! Das war der legendäre Schatz des Königs Artus! Hier also war er verborgen gewesen. Und in der Mitte das Gefäß des ewigen Lebens: der Gral!
Schnell lief der Hund hinaus, um seinen Herren, den Herzog König Mordred zu holen. Der kam eilig und staunte und lobte und pries seinen klugen Hund, barg all die Schätze und brachte sie auf sein Schloss. Sein böses Geschlecht ist seither reich und lebt dank des Grales bis alle Ewigkeit.
So merke dir: Wenn du gelegentlich laut und böse wirst, kannst du eine Menge Zaster abstauben. Und wenn du selbst nicht laut werden magst, schaff dir wenigstens einen bösen Hund an!


Die Jacke des Jizchak Leib
Kennen Sie Jizchak Leib? Nein? Da geht es Ihnen genauso wie dem Rabbi Rafael von Belz. Der war vor vierhundert Jahren der berühmteste Weise im Judentum. Der fragte Gott in einem Traum: Neben wem werde ich im Jenseits sitzen? Die Antwort: Neben Jizchak Leib aus Lodz. Der Rabbi kannte keinen Jizchak Leib. Also ließ er anspannen. In der jüdischen Gemeinde von Lodz begrüßt man ihn mit Hochachtung. Aber Jizchak Leib kennt man nicht. Ach doch, jemand erinnert sich: Da gibt es einen, der kommt nie in die Gemeinde, einen Schächer am Ende der Stadt. Dahin begibt der Rabbi sich. Es wird dunkel. Der Sabbatabend beginnt. Düsteres Viertel. Verwahrlostes Haus. Jizchak Leib? grinst eine Nachbarin, der ist unterwegs in Geschäften. Der Rabbi erschrickt: Am Sabbat? Das soll der Mann sein, neben dem ich im Jenseits sitze? Endlich kommt dieser Jizchak. Angetrunken. Grüßt kaum, frisst gleich los. Das Tischgebet!, ruft der Rabbi. Der Schächer grunzt: Willst du ein Geschäft mit mir machen oder was? Nein, der Rabbi will den Sabbat feiern. Wenn du kein Geschäft anbieten kannst, raus mit dir!, schnaubt Jizchak und wirft den Rabbi vor die Tür. Entsetzen. Ohnmacht.
Am nächsten Tag auf schnellstem Weg zurück nach Belz. Der Rabbi ist verzweifelt: Was habe ich getan, dass ich neben diesem Mann sitzen soll? Ein Fluss. Hochwasser. Die Brücke ist kaputt. Ein Boot nimmt den Rabbi auf. Als er drüben ist, hört er Geschrei. Am anderen Ufer winkt Jizchak Leib: Rabbi, Rabbi, ihr habt euren Hut vergessen! Der Rabbi winkt ab: Die Brücke ist kaputt! Da legt Jizchak Leib seine Jacke aufs Wasser, fährt darauf hinüber, reicht dem Rabbi den Hut: Gute Reise noch!, und fährt auf der Jacke zurück. Der Rabbi steht stumm.
Und die Moral: Sie müssen keine frommen Gesetze einhalten, um erleuchtet zu werden. Sie können nach Herzenslust Geschäfte machen. Und wenn Sie gelegentlich übers Wasser wandeln, zahlen wir Eintritt!


Friedrich der Große und der Lausitzer Bauer
Am Rande des preußischen Reiches, in der Lausitz, besaß ein Bauer ein herrliches Pferd. Friedrich der Große, der preußische König, hörte davon und besuchte den Bauern. "Das ist das prächtigste Pferd, das ich je gesehen habe", sagte er. "Ich gebe dir hundert Goldstücke dafür!" - "Nein, danke", sagte der Bauer. "Ich möchte es nicht verkaufen." - "Fünfhundert Goldstücke?", fragte Friedrich der Große. "Tausend?" - "Nein", sagte der Lausitzer Bauer. "Ich möchte es behalten." Der Kaiser reiste wieder ab. Die Leute im Dorf schüttelten den Kopf. Eine Woche später war das Pferd verschwunden. Es war einfach weggelaufen. "Du unglückseliger Mann!" riefen die Leute aus dem Dorf. "Eben hättest du tausend Goldstücke haben können und eine ganze Herde Pferde kaufen können! Jetzt hast du gar keins mehr. Was für ein Unglück!" - "Ob das ein Unglück ist oder ein Glück, wer weiß das jetzt schon?", sagte der Bauer. "Es ist, wie es ist." Wieder eine Woche später war das Pferd wieder da. Aber nicht allein - es hatte eine ganze Herde Wildpferde mitgebracht. "Was für ein gesegneter Mann du bist!", riefen die Leute im Dorf. "Das Schicksal meint es gut mit dir! Sieh doch, was für ein Glück du hast!" - "Ob das ein Glück oder Unglück ist", sagte der Bauer, "wer weiß das jetzt schon?" Sein Sohn musste die Pferde zureiten. Das ging auch gut - bis ein wilder Rappe ihn abwarf. Der Sohn brach sich das Bein. "Du bemitleidenswerter Mann!", riefen die Leute. "Dein einziger Sohn ist ein Krüppel. Was für ein Unglück du hast!" - "Ob das ein Unglück ist oder ein Glück", sagte der Bauer. "Wer weiß das jetzt schon? Es ist wie es ist." Krieg brach aus gegen Österreich. Friedrich der Große brauchte Soldaten. Jeder Sohn des Dorfes in der Lausitz wurde eingezogen. Nur der Sohn des Bauern nicht. Der hatte ja ein gebrochenes Bein. "Du beneidenswerter Mann!" riefen die Leute. "Als einziger behältst du deinen Sohn! Was für ein Glück du hast!" - "Ob das ein Glück oder Unglück ist", sagte der Bauer, "wer weiß das jetzt schon? Es ist wie es ist." Friedrich der Große gewann den Krieg. Die Söhne kehrten mit Schätzen heim. "Armer Mann!", riefen die Leuteim Dorf. "Du gehst leer aus! Was für ein Unglück für dich!" Der Bauer sagte: "Glück oder Unglück, wer weiß? Es ist wie es ist." Ein Bote kam. Denn die Söhne des Dorfes hatten im Feld von dem weisen Bauern erzählt. Nun wurde er nach Berlin berufen: als Berater Friedrichs des Großen. "Glücklicher, auserwählter Mann!", riefen die Leute im Dorf. Der Bauer zog an den Hof nach Potsdam. Ob das ein Glück oder Unglück war? Wer weiß? Es war einfach so.


Der Steinmetz
Ein Steinmetz saß am Fuße eines mächtigen Berges und bearbeitete in der Hitze der Mittagssonne einen Felsen. Es war sehr anstrengend und er schaute nach oben und sprach: "Lieber Gott, was bin ich für ein armer Mann, könnte ich doch die Sonne sein, die auf alles scheint, dann ginge es mir immer gut." Er hatte diesen Wunsch gerade ausgesprochen, da wurde er die Sonne. Nun stand er hoch oben am Himmel und schien auf alles herab und freute sich. Plötzlich kamen Wolken auf und versperrten ihm die Sicht auf die Erde. "Lieber Gott," sagte er, "was nützt es mir die Sonne zu sein, wenn die Wolken mächtiger sind - könnte ich doch die Wolken sein!" Es dauerte nicht lange und er war die Wolken und zog gemächlich über die Erde. Ein Sturm kam auf und trieb die Wolken auseinander. "Lieber Gott, wenn der Sturm mächtiger ist, so möchte ich lieber der Wind sein, der über die Erde weht." Er wurde der Wind und wehte über die Erde, freute sich an seiner Kraft. Plötzlich wurde er von einem hohen Berg aufgehalten, der Wind brach sich an dem mächtigen Berg. "Lieber Gott, so stark möchte ich sein, dass ich sogar den Wind aufhalten kann und so mächtig." Er wurde zu dem hohen Berg und stand majestätisch da. Auf einmal merkte er, wie unten an seinem Fuße jemand saß und hämmerte.

Der Indianer am See
Ein Motivationstrainer kam in seinem Angel-Urlaub an einen großen See, an dem ein Indianer saß und angelte. "Was tust du da?" fragte der Motivationstrainer.
"Ich sitze hier und angele."
"Kleiner Tipp: Wenn du zwei Angeln benutzen würdest, könntest Du mehr Fische fangen."
"Und warum sollte ich das tun?"
"Weil du dann mehr Geld hättest. Du könntest dir ein Boot kaufen."
"Und dann?"
"Dann könntest du noch jemanden einstellen, der dir hilft, und du würdest noch mehr Geld verdienen."
"Und dann?"
"Dann könntest du irgendwann eine Fischfabrik bauen und sehr viel Geld haben."
"Und warum sollte ich das tun?"
"Dann könntest du öfter mal in den Urlaub zum Angeln fahren."
"Aber das tue ich doch!"

Einstein im Schlafwagen
Der Nobelpreisträger Albert Einstein galt unter Freunden und Kollegen als weises und heiteres Genie. "Die meisten Menschen sind weit weniger glücklich als sie sein könnten", sagte Einstein. "Und das nur deshalb, weil sie so gern jammern." Er erzählte folgende Geschichte. Als er mit einem Kollegen aus Berlin zu einem Kongress nach München gereist war, hatten beide die Nacht im Schlafwagen verbracht. Einstein konnte nicht einschlafen, weil aus dem unteren Bett ständig ein Stöhnen nach oben drang: "Ach, bin ich durstig! Schrecklich, wie durstig ich bin! Diese Qual!" Weil das kein Ende nehmen wollte, kletterte Einstein aus dem oberen Bett, wanderte in Pantoffeln durch den langen Zug zum Speisewagen, kaufte zwei Flaschen Mineralwasser, ging zurück und überreichte sie dem jammernden Kollegen. "Da haben Sie etwas zu trinken." - "Oh, mein Gott, wie herrlich! Wie wunderbar! Danke!" - Einstein kletterte in sein Bett zurück. Kaum wollte er die Augen schließen, begann unter ihm aufs neue das Stöhnen: "Oh Gott, war ich durstig! Schrecklich war das! Wie durstig ich war! Diese Qual!"

Der Schäfer
Es war einmal ein Schäfer, der in einer einsamen Gegend seine Schafe hütete. Plötzlich tauchte in einer großen Staubwolke ein nagelneuer Cherokee Jeep auf und hielt direkt neben ihm.
Der Fahrer des Jeeps, ein junger Mann in Brioni Anzug, Cerutti Schuhen, Ray Ban Sonnenbrille und einer YSL Krawatte steigt aus und fragt ihn: "Wenn ich errate, wie viel Schafe sie haben, bekomme ich dann eins?" Der Schäfer schaut den jungen Mann an, dann seine friedlich grasenden Schafe, und sagt ruhig "In Ordnung". Der junge Mann parkt den Jeep, verbindet sein Notebook mit dem Handy, geht im Internet auf eine NASA Seite, scannt die Gegend mit Hilfe seines GPS Satellitennavigationssystems, öffnet eine Datenbank und 60 Excel Tabellen mit einer Unmenge Formeln. Schliesslich druckt er einen 15seitigen Bericht auf seinem Hi-Tech Minidrucker, dreht sich zu dem Schäfer um und sagt: "Sie haben hier exakt 1586 Schafe."
Der Schäfer sagt "Das ist richtig, suchen Sie sich ein Schaf aus." Der junge Mann nimmt ein Tier und lädt es in den Jeep ein.
Der Schäfer schaut ihm zu und sagt: "Wenn ich ihren Beruf errate, geben Sie mir das Schaf dann zurück? Der junge Mann antwortet: "Klar, warum nicht."
Der Schäfer sagt: "Sie sind ein Unternehmensberater."
"Stimmt, Mann, woher wissen Sie das?"
"Sehr einfach", sagt der Schäfer. "Erstens kommen sie hierher, obwohl sie niemand hergerufen hat. Zweitens wollen Sie ein Schaf als Bezahlung haben dafür, dass Sie mir etwas sagen, was ich ohnehin schon weiß. Und drittens haben Sie keine Ahnung von dem, was ich mache, denn Sie haben sich meinen Hund ausgesucht."